Elbjazz Festival 2023

Elbjazz Festival 2023 Hamburg Jazzkantine by Niko Schmuck Sounds & Books

Magische Momente beim Elbjazz Festival 2023 in Hamburg mit Lisa Wulff, Dope Lemon und José James, mit großen Namen und Newcomern

Text von Sebastian Meißner, Fotos von Niko Schmuck

Es gibt diese Momente auf dem Elbjazz, die es so nirgendwo anders geben kann. Solche zum Beispiel, in denen sich die Sonne senkt und bereits ihre Farbe ändert, ein hochhausgroßes Schiff langsam vorüberzieht und du mit einem guten Drink in der Hand vor der Bühne stehst, auf der gerade Magisches passiert. Jazz-Konzerte im Industriehafen: Dieses Konzept ging auch dieses Jahr wieder voll auf. An zwei Tagen gab es beim Elbjazz Festival 2023 rund 50 Konzerte mit internationalen und nationalen Acts an sieben verschiedenen Spielorten. Das Line-Up dabei auffällig divers: Die mehr als 20.000 Besucher:innen sahen

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große Namen und vielversprechende Newcomer, klassischen Jazz und Artverwandtes.

Dope Lemon beim Elbjazz Festival 2023

Den ersten Festivaltag eröffnete das Hamburger Pouya Abdi Quartett auf der HFMT Young Talents-Bühne mit einem kraftvollen und inspirierten Auftritt. Im Laufe des Tages begeisterten auf dem Blohm+Voss-Gelände dann Acts wie Cécile McLorin Salvant, die klassischen Vokal-Jazz mit Varieté-Nummern mischte, und Salomea, die sich in ihren eher Hip-Hop-orientierten Stücken mit Stereotypen über Female Artists beschäftigt. Auf der Hauptbühne wurde zunächst der ganz in schwarz gekleidete und sonnenbebrillte Angus Stone mit seinem Projekt Dope Lemon für die maximal entspannten Grooves gefeiert, bevor dann die elfköpfige MEUTE mit ihren Adaptionen bekannter Clubhits die Menge zum Tanzen brachte. Abriss!

Den größten Eindruck hinterließ jedoch die nigerianische Saxofonistin Camilla George, die in London lebt und zur Community um Shabaka Hutchings und den anderen jungen Wilden gehört. Sie spielte in der Schiffbauhalle mit ihrer Band vor allem Stücke aus dem letzten Album „Ibio-Ibio“. Die Leichtfüßigkeit, mit der sich das Quartett auch durch maximal komplizierte Kompositionen zwischen Jazz und Afrobeat spielte, war dabei schlichtweg umwerfend.

Lisa Wulff und José James

Zu den Highlights am Samstag gehörten vor allem Sängerin und Bassistin Adi Oasis, deren extrem tanzbarer Sound gleichzeitig cool funky und warm ist. Das Lisa Wulff Quartett am Helgen nahm das Publikum weit in den Free-Bereich hinaus. Vor allem der virtuose Saxofonist Gabriel Coburger erntete dabei Sonderapplaus. Den emotional schönsten Moment des Festivals kreierte Local Derya Yiildirim mit ihrer Gruppe Simsek. Ihre Stücke vereinen anatolischen Psych-Rock der 1970er Jahre mit türkischer Folklore und modernem Pop. Yildirim, die auch Saz spielt, singt voller Inbrunst und Wehmut, das es bis in die letzte reihe wirkt. Vor allem Stücke wie „Haydar Haydar“ berühren tief.

Ihr nach folgt José James, der mit seiner fantastischen Band vor allem Stücke von Erykah Badu spielt. Schon beim Opener „On & On“ wird klar, dass James und Band diese Stücke auf links drehen, dem Zeitgeist anpassen. Ihre ursprüngliche Lässigkeit verlieren sie dadurch teilweise, gewinnen aber neue Bedeutung. Und als Sänger ist James immer noch ein seltenes Einhorn, das mühelos Crooner-Qualitäten mit Sprechgesang-Akrobatik paaren kann.

„Wir haben bei großartiger Musik die Sonne genossen, fantastische Sonnenuntergänge vor der atemberaubenden Kulisse des Hamburger Hafens betrachtet und unter der Diskokugel getanzt. Wir sind mehr als begeistert von diesen zwei tollen Tagen mit Euch“ – so bedankten sich die Elbjazz-Veranstalter am Tag danach bei ihren Besucher:innen. Der Dank geht zurück. Großartig war’s.

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